Vorläufige Auswertung der Rufaktivität des Sperlingskauzes
Seit Oktober 2024 setzt der Landesverband Eulenschutz in SH zur Erfassung von Sperlingskauz und Raufußkauz auch Audiorekorder ein. Von Oktober bis Ende Januar stand lediglich ein Rekorder zur Verfügung, der im Kerngebiet der Segeberger Population eingesetzt wurde. Aus diesem Grund stammen die Daten in der nachfolgenden Grafik auch nur aus einem bekannten Sperlingskauzrevier. Seit Anfang Februar wurden (in den Segeberger Forsten) bis zu 5 Rekorder eingesetzt, wobei drei Rekorder für drei Wochen in Rickling und Trappenkamp eingesetzt waren. Dieser Hintergrund ist bei der Analyse der Grafik zu berücksichtigen.
Ab März 2025 wurden dann fünf Rekorder eingesetzt, zunächst im Kernbereich des Segeberger Forstes, dann im Randbereich des Segeberger Forstes, dort, wo der Lebensraum für den Sperlingskauz nicht optimal ist, wo Nadelmischwälder, der Wald wenig alte Fichten, zu licht, zu dicht oder zu nah an stark befahrenen Straßen mit ganztägigem Dauerlärm (vor allem der B206) sind.
Seit Oktober 2024 wurden bis zu 5 Rekorder an insgesamt 55 Positionen in den Segeberger Forsten eingesetzt. Die Dauer des Einsatzes an einer Waldposition wurde vor allem durch die Witterungsverhältnisse bestimmt. Im Winter mit Wind, Schnee und Regentagen waren die Logger meistens 10 bis 14 Tage an einem Standort im Einsatz. Ab Februar 2025 war das Wetter durch längere Hochdruckphasen mit wenig Wind und Regentagen geprägt, sodass hier ein Einsatz von 4 bis 8 Tagen ausreichte, um die kleinen Eulen hätte nachweisen zu können.
Erst ab April wurden die Rekorder gezielt in den fünf gefundenen Sperlingskauzrevieren eingesetzt. Der Raufußkauz konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden.
In der grafischen Aufarbeitung der Daten ging ich zuerst davon aus, dass ein Zeitfenster von 1,5 Stunden vor Sonnenaufgang bis zum Sonnenaufgang sowie ein Fenster vom Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenuntergang für den Sperlingskauz ausreichen würde. Erst Anfang März stellte ich fest, dass dieser Zeitraum bei Weitem nicht die Tagesrufaktivität des Sperlingskauzes widerspiegelt, sodass ich die Tabelle auf zwei Stunden vor Sonnenaufgang bis zum Sonnenaufgang erweiterte. Die Rekorder waren jedoch so programmiert, dass sie 2,5 Stunden vor Sonnenaufgang mit der Aufzeichnung begannen und bis Sonnenaufgang aufzeichneten. Nach Sonnenaufgang war ich ohnehin die meiste Zeit vor Ort, sodass ich die Rufaktivität der Käuze akustisch wahrnehmen konnte. Am Abend wurde das Zeitfenster für die Aufnahmen auf die Zeit von Sonnenuntergang bis drei Stunden nach Sonnenuntergang festgelegt.
Bisheriges Fazit der Auswertung der Audiorekorderdaten:
Der Sperlingskauz ruft, ruhiges, trockenes Wetter vorausgesetzt das ganze Jahr über. Eine Suche nach Revieren des Sperlingskauzes ohne den Einsatz einer Klangattrappe ist somit auch in den Wintermonaten von etwa einer Stunde vor Sonnenaufgang bis 30 Minuten vor Sonnenaufgang möglich. Besonders in den Wintermonaten ist die Rufaktivität am Abend sehr eingeschränkt, sodass eine Wintersuche eher in den frühen Morgenstunden erfolgen sollte.
Die Verpaarung der Individuen findet größtenteils bereits im Herbst/Winter statt. In dieser Zeit hört man auch oft GIO-Rufe, ein Zeichen großer Erregung, die sowohl vom Weibchen als auch vom Männchen gerufen werden. Ebenso sind die Tonleiterrufe insbesondere in den Monaten November bis Januar zu hören.
Das Balzgeschehen steigert sich Anfang März kontinuierlich, die Rufaktivität nimmt zu, ebenso die Rufdauer. Etwa ab Mitte März erstreckt sich die Rufaktivität abends oft weit nach Einbruch der Dunkelheit bis in den frühen neuen Tag hinein.
Auch morgens sind nun Rufe durchaus auch weit vor zwei Stunden vor Sonnenaufgang die Regel, sodass anzunehmen ist, dass fast die ganze Nacht hindurch gebalzt wird, was vorwiegend Exemplare betrifft, die bis zu Beginn der eigentlichen Brutzeit, Anfang April noch nicht verpaart sind. Selten hört man Sperlingskäuze später als 8 Uhr morgens.
Die Reviere befinden sich größtenteils in Hörweite der Individuen zueinander. Die Reviergröße entspricht etwa einem Durchmesser von 800 m wobei der präferierte Brutbaum durchaus an einer Reviergrenze liegen kann. Reviergrenzen sind nicht selten Landmarken, wie Waldwege, breitere Schneisen oder Lichtungen. Der Schwerpunkt der Rufaktivität ist oftmals die Reviergrenze zum unmittelbaren Nachbarn oder der präferierte Brutbaum in der sich die Höhle befindet. Erst verpaarte Exemplare rufen dezenter und weniger offensiv.
Die Ruffrequenz liegt je nach Erregungszustand und Individuum während der Frühjahrs- und Herbstbalz zwischen 1,3 kHz und 1,6 kHz.
Die Aufzeichnungen werden noch bis Oktober 2025 fortgeführt. Wir erhoffen uns Erkenntnisse über den Verlauf der Balzaktivität. Uns interessiert:
- Wann lässt die Balzaktivität/Rufaktivität nach Beginn der Brutzeit nach,
- Wie ist die Rufaktivität während der Sommermonate,
- Wann beginnt die Herbstbalz,
- Wie unterscheidet sich die Herbstbalz von der Frühjahrsbalz.
Die Balzzeiten der Sperlingskäuze können Sie auch als pdf-Datei hier downloaden: Balzzeiten des Sperlingskauzes ab Herbst 2024
Autor: Christian Nickel
