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Schleiereulen (Tyto alba)

Auf dieser Seite geben wir Ihnen einen kurzen Überblick über die Merkmale der Schleiereule und ihre Situation in Schleswig-Holstein. Zudem zeigen wir Aspekte aus unserer Praxis im Eulenschutz auf. Hier liegt auch der Schwerpunkt des Inhalts.

Unter dem Menüeintrag "Fachbeiträge" stellen wir eigene Publikationen sowie Geschichten und aktuelle Erkenntnisse aus dem Alltag der Gebietsbetreuer dar. Für weitergehende Berichte und Abhandlungen siehe unter Links.

Schleiereule

Merkmale

Die Schleiereule ist etwa taubengroß jedoch mit deutlich längeren Flügeln und erreicht eine Spannweite von knapp einem Meter und ein Gewicht von 300 - 400 gr. Charakteristisch ist der deutlich ausgeprägte, herzförmige Gesichtsschleier, der auch zu ihrem deutschen Namen geführt hat. Die Oberseite der Schleiereule ist goldbraun, die Unterseite rostbraun bis weiß. Wie ein feines Gespinst scheint über ihr Federkleid ein „Perlenschleier“ aus dunklen Punkten geworfen zu sein.

Für viele Menschen zählt die Schleiereule zu den schönsten Eulen. Dies ist auch einer der Gründe, warum sie unser neues Verbandslogo ziert.

Für 1977 wurde die Schleiereule vom damaligen Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV) zum Vogel des Jahres gekürt. Sie war somit erst der siebte Vogel, der diesen Titel erhielt.

Stimme

Die Stimme der Schleiereule weicht von den anderen Eulenarten deutlich ab. Es ist ein schrilles Kreischen mit Übergängen und verschiedenen Lautkombinationen und erinnert oft an eine rostige sich öffnende Stalltür. Die Rufe setzen vor allem in der morgen- und abendlichen Dämmerung ein; aber auch nachts ist das Kreischen mitunter zu hören.
Das Revier wird mit in der Lautstärke anschwellendem Gesang (Gekreische) markiert. Die höchste Intensität findet bei der Paarbildung statt. Hier kommt es zu schnarchenden und gluckernden Lauten. Kleine Jungeulen betteln mit leisem Fiepen. Im Jugendalter stehen die Vögel bei Störungen aufrecht, schwanken oft mit dem Oberkörper und geben ein drohendes Fauchen von sich.

Tonaufnahme

Tonaufnahmen

Sämtliche Aufnahmen stammen mit freundlicher Genehmigung der Autoren aus Bergmann, H.-H., H.-W. Helb, S. Baumann (2008): Die Stimmen der Vögel Europas. Aula Verlag, Wiebelsheim.

Schleiereule Schreien Stampfen
Schleiereule Betteln

Eine umfangreiche Sammlung mit weit über 400 frei verfügbaren Aufnahmen der Schleiereule befindet sich hier.

Fortpflanzung

Nach einer teils heftigen Balz, die von ca. Februar bis April andauern kann, legt das Weibchen die Eier in der Regel im Zweitagesabstand. Die Gelege bestehen aus vier bis sieben Eiern, bei einer herausragenden Nahrungslage können auch Gelege mit 12 oder mehr Eiern vorkommen. Sie beginnt bereits ab dem ersten oder zweiten Ei mit dem Brüten. Daher schlüpfen die Jungvögel nach ca. 30 Tagen etwa alle zwei Tage. Je nach Gelegegröße kann der Altersunterschied zwischen den Jungen von acht bis zu 20 Tage und darüber betragen.

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Mitte Mai beginnt meist die Kontrolltätigkeit der Schleiereulen-Nistkästen. Eine Kontrolle bereits im April, vor allem zur Zeit der Eiablage, sollte vermieden werden. In diesem Zeitraum ist die Gefahr eines Brutabbruchs durch Störungen von außen am höchsten. Nach dem Schlupf ist damit kaum noch zu rechnen.

Trotz allem ist hauptsächlich die Nahrungssituation für den Bruterfolg entscheidend. Bricht die Mäusepopulation im Verlauf des Frühjahrs zusammen oder die Rahmenbedingungen werden schlechter (im hohen Mais oder Getreide finden weder Eule noch Taggreifvogel ihre Beute), kommt es auch zu Brutabbrüchen oder es werden nur ganz wenige Jungvögel groß. So kommt es dann vor, dass die Jüngsten verhungern. Die Kadaver werden an die älteren Geschwister verfüttert, so dass zumindest einige der Brut überleben können.

SE Weibchen brütet und hudert (wärmt das oder die ersten Küken); großer Mäusevorrat
(Foto: BUSEKROS)

Nur wenige Tage alt
(Foto: BUSEKROS)

Alter ca. 10-20 Tage
(Foto: BUSEKROS)

Alter ca. 30-40 Tage
(Foto: BUSEKROS)

Alter ca. 40-50 Tage
(Foto: BUSEKROS)

Alter ca. 60+ Tage
(Foto: BUSEKROS)

Lebensraum

Die Schleiereule ist ein Kulturfolger, der sich eng an menschliche Siedlungen angeschlossen hat. Sie ist die einzige Eule, die in unseren Breiten ausschließlich in menschlichen Siedlungen und von Menschen errichteten Gebäuden sowohl ihren Tageseinstand als auch ihren Nistplatz hat.

Zumeist handelt es sich um landwirtschaftliche Gebäude am Dorfrandbereich oder in Einzellage, aber auch Kirchtürme, Trafohäuser und Fabrikgebäude werden von Schleiereulen genutzt. Offenes Kulturland mit ganzjähriger kurzer Vegetation – insbesondere Dauergrünland - ist das bevorzugte Jagdgebiet.

Nahrung

Die Nahrung besteht bis zu 96% aus Kleinsäugern, hauptsächlich Feldmäusen. Aber auch echte Mäuse, Spitzmäuse und Ratten können einen hohen Anteil bilden. In einem sehr geringen Umfang werden auch Vögel, Amphibien und Insekten erbeutet. Nur bei Zusammenbruch der Feldmauspopulation während der Aufzuchtzeit der Nestlinge können Schleiereulen nachhaltig in Singvogelbestände eingreifen.

Gefährdung

Die Schleiereule ist eng an den Massenwechsel der Feldmaus gebunden und kann großen Bestandschwankungen unterliegen. Besonders bei länger anhaltenden hohen Schneelagen wandern die Eulen ab oder es treten große Verluste auf, da die Eule kaum Fett speichern kann.

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Schleiereule

Durch die Modernisierung der Landwirtschaft und die veränderte Lagerung der Futtermittel fällt der Nahrungserwerb in den Wirtschaftsgebäuden weitgehend aus. Damit einhergehende bauliche Veränderungen haben in den vergangenen Jahrzehnten auch die ruhigen katzen- und mardersicheren Tageseinstände und Brutplätze vernichtet.

Infolge der Mechanisierung der Landwirtschaft und der Vergrößerung der Wirtschaftsflächen wurden Gräben, Knicks und Feldraine eingeebnet und fallen damit als Rückzugsräume für Kleinsäuger und Nahrungsreviere für Beutegreifer aus.

In jüngster Zeit werden durch den vermehrten Anbau von Mais sowohl als Futterpflanze als auch zur Energiegewinnung immer mehr Grünlandflächen umgebrochen und damit potentielle Lebensräume für die Schleiereule und andere bedrohte Tierarten vernichtet.

Schutz

  • Öffnen von landwirtschaftlichen Gebäuden  zur Schaffung von Tageseinständen und Brutplätzen sowie zur Verbesserung der winterlichen Nahrungsgrundlage.
  • Anbringung von geeigneten marder- und katzensicheren Nistkästen. Diese werden in Schleswig-Holstein von ehrenamtlichen Gebietsbetreuerinnen und -betreuern angebracht, gewartet und kontrolliert (Näheres über diese Tätigkeit siehe z.B. in den Tagebüchern).
  • Erhaltung einer strukturreichen Landschaft mit Wiesen, Weiden, Wasserflächen, Hecken, Knicks, Feldrainen und Ödlandflächen. Diese genannten Flächen sind Refugien und Regenerationsräume für Kleinsäuger, die der Schleiereule, aber auch vielen anderen Tierarten ganzjährig als Nahrung dienen.

Situation in SH

Die Schleiereule konnte Schleswig-Holstein erst im Zuge der Waldrodungen als Kulturfolger besiedeln und lebte über Jahrhunderte in enger Gemeinschaft mit dem Menschen in den bäuerlichen Siedlungen. Das Dauergrünland und die Brachen bildeten die ganzjährigen Nahrungsflächen und in Kältewintern mit hohen Schneelagen boten die Scheunen und Ställe ausreichend Wärme und Nahrung.

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Schleiereule

Es ist davon auszugehen, dass noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts jeder Einzelhof und jedes Dorf von Schleiereulen besiedelt war. Erst die Veränderung der Milchviehhaltung durch den zunehmenden Umbruch von Grünland und den Anbau von Mais hat die Lebensräume für die Schleiereulen drastisch eingeschränkt. Hinzu kam dann der Umbau der landwirtschaftlichen Gebäude, da die Uhlenfluchten überflüssig geworden waren.

Im Kälte- und Schneewinter 1978/79 brach der Bestand der Schleiereule in Schleswig-Holstein fast vollständig zusammen. Zur Unterstützung des Restbestandes und zum Wiederaufbau einer Schleiereulenpopulation im Lande startete der LVE mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung ein Artenschutzprogramm, das ein Zucht- und Auswilderungsprogramm und ein Nistkastenprogramm beinhaltete. Die Zuchttiere kamen aus zoologischen Gärten und gehörten zur weißen Unterart Tyto alba alba. Durch das weiße Gefieder lassen sich die Nachkommen noch heute in den Gebieten nachweisen, wo sie einst ausgewildert worden sind.

Mit dem Einbau der Nistkästen wurden zugleich Einflugmöglichkeiten für die Schleiereulen in die Gebäude geschaffen, so dass geschützte Tagessitze in ausreichender Anzahl vorhanden sind. Die Nistkästen werden in aller Regel mit mardersicherem Zugang von außen in den Wänden der landwirtschaftlichen Gebäude eingebaut. An über 2.500 Standorten (Stand: Mai 2021) sind mittlerweile derartige Nisthilfen installiert. Etwa die Hälfte davon sind in der Regel von Eulen, Falken und Dohlen besetzt.

Die Kältewinter 2009/2010 und 2010/2011 sorgten erneut für einen erheblichen Bestandseinbruch. Die Erholung der Bestände in Schleswig-Holstein wird durch die Lebensraumverknappung u.a. durch die Ausweitung der Maisanbauflächen erschwert. Der Schleiereulenbestand befand sich jahrelang in einem Tief wie zuletzt Anfang der 1990er Jahre. Damals kamen erhebliche Schwankungen im Bruterfolg vor, die sich erfreulich schnell stabilisierten und zu einer Population von gut 1.000 Brutpaaren führten. Der vorläufige Tiefpunkt wurde im Jahr 2013 erreicht. Es wurden nur 70 Bruten nachgewiesen. Das Jahr 2019 war eine außergewöhnliche Ausnahme dank einer hervorragenden Nahrungssituation. Die festgestellten 426 Bruten erinnerten viele Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer an vergangene Zeiten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklung fortsetzt.

Verbreitung

Brutverbreitung der Schleiereule in SH

Bestandsentwicklung

Die hier genannte Anzahl der Brutpaare und Jungvögel sowie die Brutverbreitung bilden nicht die Gesamtpopulation in Schleswig-Holstein ab, sondern stellen die durch unsere Gebietsbetreuerinnen und -betreuer gesicherten Nachweise dar.

Brutverbreitung der Schleiereule in SH

  • 2022

  • 2021

  • 2020

  • 2019

  • 2018

  • 2017

  • 2016

  • 2015

  • 2014

  • 2013

  • 2012

  • 2011

  • 2010

  • 2009

Nistkastenbau

Hier dargestellt der Bausatz, der den Gebietsbetreuerinnen und -betreuern
von Seiten des Landesverbandes zur Verfügung gestellt wird.

Bauteil-Nr. Bezeichnung Maße in mm
[B x H x D]
Anzahl
1 Bodenplatte 900 x 440 x 20 1
2 Seitenwand 900 x 480 x 15 2
3 Seitenwand 470 x 480 x 15 2
4 Deckel 930 x 240 x 12 2
5 Schattenwand 300 x 455 x 15  1
6 Absperrwand (optional) 200 x 170 x 15  1
7 Flugloch  120x170  

Bausatz

Frontansicht

Leichtbauweise von oben ohne Deckel (Foto: KAATZ)

Werkstoff

Sperrholz, wasserfest verleimt, Stärke: siehe Liste. Es kann auch Massivholz verwendet werden. Gewicht ca. 20kg. Es gibt mittlerweile auch Leichtbauvarianten mit 12 mm (Boden 15mm) Stärke. Zur zusätzlichen Stabilisierung sind bei diesen Varianten Leisten in den  senkrechten Ecken angebracht.

Verschraubung

Spax-Schrauben 3,5 x 35 mm, für die Bodenplatten auch stärkere/längere.

Montagehinweis

Der Vorraum hat eine lichte Weite von ca. 200 mm. Die optionale Absperrwand (Nr. 6) soll verhindern, dass flugunfähige JUV ab einem bestimmten Alter aus dem NK gedrängt werden können. Diese Wand kann entfallen, wenn das Flugloch weit genug oben ist. Eine Hälfte des Deckels ist für Kontroll- und Reinigungszwecke abnehmbar (Fixierung mit zwei Schrauben). Für einen besseren optischen Eindruck kann das Flugloch oben abgerundet ausgesägt werden. Auf den Boden des Kastens ist nach Anbringung eine Schicht von ca. 2-3cm Dicke einzubringen. Dies kann z.B. grobes Streu sein oder eine Mischung aus getrocknetem Rindenmulch und groben Kleintier-/Pferdestreu.

Anbringung

Bewährt hat sich die Anbringung an die Innenwand eines landwirtschaftlichen Gebäudes mit dem Flugloch nach außen in ca. 4-6 Metern Außenhöhe. Eine früher proklamierte Höhe von 8 Metern und mehr ist nicht zwingend. Bei dieser Art der Anbringung sollte das Flugloch nicht Richtung Westen (Regen und Wind) oder Süden (Sonne und Hitze) zeigen. Die Installation auf einem Balken innerhalb einer Scheune ist auch möglich. Es empfiehlt sich grundsätzlich, zur gefahrlosen Kontrolle eine leicht zugängliche Stelle zu suchen. 

Dieser auf einem Zwischenboden angebrachte Nistkasten lässt sich problemlos kontrollieren.

Dieser NK hängt in etwa 10 Metern Höhe, Kontrolle daher nur mit einer langen Leiter möglich.

Ein an Stahlketten aufgehängter, frei-schwebender Nistkasten in ca. 8 Metern Höhe. Für Kontrolle und Reinigung ungeeignet

Manchmal reicht auch die längste vorhandene Leiter nicht aus.

Allgemeiner Hinweis

Bitte beachten Sie, dass bei der Anbringung der Nisthilfe wichtige Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen, da bei einer nicht fachgerechten Ausführung die Eulenart erheblich gefährdet werden kann. Hierzu empfehlen wir den Personen mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein, Kontakt mit uns aufzunehmen. Personen mit Wohnsitz außerhalb Schleswig-Holsteins bitten wir, einen örtlichen Naturschutzverein zu kontaktieren. Sollten Sie keine entsprechende Unterstützung finden, wenden Sie sich bitte an uns.

Kontakt

Achim Busekros

Tel. 04873-203760 Bestandsmonitoring, Datenhaltung und -pflege

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Dirk-Peter Meckel

Tel. 01590 - 5246361 Öffentlichkeitsarbeit, Beratung, Einarbeitung und Einteilung Gebietsbetreuer 
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