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Sperlingskauz (Glaucidium passerinum)

Merkmale

Der Sperlingskauz ist die kleinste Eule Europas und etwa so groß wie ein Star. Die Oberseite ist dunkelbraun und mit kleinen weißen Flecken, die Unterseite weißlich mit schmalen braunen Längsstreifen. Der Schwanz zeigt schmale weiße Querbinden und kann je nach Erregungszustand wie beim Zaunkönig hoch gestelzt werden. Auch der Kopf kann rund und plump oder kräftig aufgeplustert werden.

Im Flug erkennt man die kurzen runden Flügel, der Flug verläuft wellenförmig wie beim Specht oder schnell und gerade wie beim Star. Die Männchen wiegen etwa 60 Gramm, die etwas größeren Weibchen um die 70 Gramm; eine Amsel im Vergleich dazu wiegt rund 100 Gramm.

Stimme

Der Gesang des Männchens wird meist von der Spitze eines Baumes vorgetragen und ist dann bis zu 500 Meter entfernt zu hören. Der Reviergesang besteht aus einem monotonen "wüh" oder "düh", der bisweilen auch doppelsilbig sein kann und erinnert an den Ruf des Gimpels oder auch an eine Rotbauchunke.
Beim Herbstgesang ist häufig eine sogenannte Tonleiter zu hören, die auch vom Weibchen vorgetragen werden kann. Dieser Ruf dient ganz offensichtlich der herbstlichen Revierabgrenzung. Wenn das Männchen mit Beute erscheint und an das Weibchen übergeben will, ist ein leises "psih" zu hören, dass auch vom Weibchen erwidert wird. Sehr ähnlich rufen auch die Jungen nach Verlassen der Bruthöhle.

Videosequenzen

Videosequenzen

Sämtliche Aufnahmen stammen mit freundlicher Genehmigung von Christian Nickel. Das Kopieren der Dateien ist verboten.

Balzendes Sperlingskauzmännchen
Bettelndes Weibchen

Lebensraum

Der Sperlingskauz ist eine boreale Art und im Taiga-Waldgürtel von Europa bis nach Asien beheimatet. Bei uns in Deutschland kommt er überwiegend in den durch Nadelwälder geprägten Mittelgebirgen und den Alpen vor. In den siebziger Jahren wurde der Sperlingskauz auch in der Lüneburger Heide festgestellt und ist seit 2007 bei intensiver Nachsuche auch bei uns in Schleswig-Holstein als Brutvogel im Sachsenwald, den Segeberger Forsten  und im angrenzenden Forst Rickling bestätigt. Er benötigt für seine Brut Buntspechthöhlen und für den Tagessitz dichte Nadelbäume - vor allem in Fichten oder Kiefern, so dass weite Bereiche der größeren Wälder auf der Geest in Schleswig-Holstein für den Sperlingskauz als Lebensraum geeignet sind.

Nahrung

Der Nahrungserwerb erfolgt sowohl durch Ansitzjagd als auch durch Verfolgung der Beute.
Zur Beute zählen alle Kleinvögel im Walde bis zur Größe des Sperlingskauzes sowie alle waldbewohnenden Kleinsäuger bis zur Größe der Gelbhalsmaus. Die Beute wird mit den Fängen gegriffen und sofort durch den Genickbiss getötet. Insbesondere während der Aufzuchtzeit der Jungen bedient sich der Sperlingskauz auch aus Nestern der brütenden Kleinvögel. Bei den bisherigen Nahrungsanalysen in SH wurde als kleinster Vogel das Goldhähnchen und als größter Vogel ein junger Buntspecht nachgewiesen (Dr. W. Daunicht).
Um für harte Winterzeiten vorzubeugen, legt der Sperlingskauz in Skandinavien und Sibirien Nahrungsdepots in Höhlen an. Bei uns ist wahrscheinlich auf Grund der ausbleibenden strengen Winter dieses Verhalten noch nicht beobachtet worden, wohl aber das Ablegen und Zwischenlagern der Beute auf Astgabeln, insbesondere während der Brut- und Aufzuchtzeit.

Beuteübergabe während der Brutzeit
Zwischenlagerung der Beute auf einem Pfahl

Gefährdung

Da der Sperlingskauz dämmerungs-und tagaktiv ist, wird er rund um die Uhr von Beutegreifern bedroht. Am Tage geht die Hauptbedrohung vom Sperber und Habicht und des Nachts vom Waldkauz aus. Seine Abwehrstrategie ist auf Konfliktvermeidung und Flucht ausgelegt. Wird er jedoch durch Klangattrappen gereizt und Konkurrenz vorgetäuscht, reagiert er unverzüglich und bringt sich damit ständig in Gefahr, am Tage vom Sperber und in der Dämmerung vom Waldkauz geschlagen zu werden. Sperber und Waldkauz reagieren sofort auf den Ruf des Sperlingskauzes und überfliegen regelmäßig die Klangattrappe und den Beobachter.

Der Baummarder ist der größte Feind des Sperlingskauzes. Zwar ist der Höhleneingang für ihn zu klein, dennoch versucht er, hat er eine Höhle entdeckt, mit seinen langen Beinen an die Brut zu gelangen oder durch Biss und seinen scharfen Krallen den Höhleneingang zu weiten.

Schutz

Der Sperlingskauz benötigt für die Brut Buntspechthöhlen. Es kommt daher darauf an, dass auch im Wirtschaftswald ausreichend Fichten und Kiefern mit Rotfäule und Buntspechthöhlen zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund ist zu den Forstverwaltungen ein enger Kontakt aufzubauen, damit bei Vorkommen des Sperlingskauzes alle Höhlenbäume gekennzeichnet und bei geplanten Durchforstungsmaßnahmen Sperrbereiche eingerichtet werden können. Nistkästen, die der Landesverband Eulenschutz in den großen Wäldern flächendeckend ausgebracht hat, werden in Schleswig-Holstein durch den Sperlingskauz nicht angenommen.
Um den Feinddruck auf diese kleine Eule ebenso wie auf die anderen Kleineulen zu minimieren, sollte keine Förderung des Waldkauzes durch Anbringen von Nistkästen in potentiellen Biotopen des Sperlingskauzes stattfinden.

Situation in SH

Die erste sichere Beobachtung gelang Revierförster Eckhard Schnipkoweit im März 2006, als ein Sperlingskauz im Ricklinger Forst eine Buntspechthöhle verließ.
Der erste Nachweis einer erfolgreichen Brut mit mindestens zwei flüggen Jungen erfolgte im Juni 2007 im Segeberger Forst. Leider wurde das Weibchen unmittelbar nach dem Ausfliegen der Jungen vom Waldkauz geschlagen, so dass zwei entkräftete und dehydrierte Jungvögel in Pflege genommen werden mussten. Sie konnten jedoch im Spätsommer am Brutort wieder ausgewildert werden.
Im Jahr 2008 konnten nach intensiver Vorarbeit zehn Sperlingskauz-Reviere vom Bergholzer Forst an der Mecklenburger Grenze über den Sachsenwald bis zu den Segeberger Forsten im Norden festgestellt werden. In einem bekannten Revier in Trappenkamp wurde eine Brut mit sieben flüggen Jungen und im Sachsenwald eine Brut mit fünf flüggen Jungen nach dem Ausfliegen anhaltend beobachtet. Diese hohe Anzahl an Revierpaaren konnte auch wieder 2010 festgestellt werden. Seitdem liegen die Bestände immer darunter. Im Jahr 2018 konnte die bisher stärkste Brut, mit acht Jungvögeln beim Ausflug beobachtet werden.

Die Population des Sperlingskauzes in Schleswig-Holstein befindet sich derzeit (Stand 2023) auf einem niedrigen, aber stabilem Niveau, bedenkt man, dass die Waldfläche in unserem Bundesland nur 11% beträgt und der Anteil des, für den Sperlingskauz geeignetem Habitats noch geringer ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich der fortschreitende Umbau der Wälder den der Klimawandel und der Befall von Borkenkäfern nötig macht, auf die Bestände des Sperlingskauzes auswirkt.

    

Verbreitung

Bestandsentwicklung des Sperlingskauz in SH

Brutverbreitung des Sperlingskauz in SH

  • Karte 2024

  • Karte 2023

  • Karte 2022

  • Karte 2021

  • Karte 2020

  • Karte 2019

  • Karte 2018

  • Karte 2017

  • Karte 2016

  • Karte 2015

  • Karte 2014

  • Karte 2013

  • Karte 2012

  • Karte 2011

  • Karte 2010

  • Karte 2009

  • Karte 2008

Unsere Gebietsbetreuung

Die wohl am schwierigsten zu erfassende heimische Eulenart, die Revierverhalten aufweist, ist der Sperlingskauz. Zwar ist nur 11% der Fläche Schleswig-Holsteins bewaldet und davon ein noch kleinerer Teil als Lebensraum für den Sperlingskauz geeignet, dennoch gestaltet sich die Suche nach ihm schwierig.

Der Sperlingskauz nimmt keine Nisthilfen an und so beginnt das Eulenjahr unserer Gebietsbetreuer der Artenschutzgruppe Sperlingskauz / Raufußkauz bereits zu Beginn jeden neuen Jahres mit Kontrollgängen durch die jeweiligen Forste und dem Verhören auf der Suche nach der Existenz dieses kleinen, amselgroßen Vogels.

Was so einfach klingt, gestaltet sich in der Realität schwieriger als gedacht, denn der Sperlingskauz ruft selten ausdauernd und reagiert mitnichten immer auf den Einsatz von Klangattrappen, denn ob er überhaupt ruft oder balzt, liegt manchmal an Gründen, die für uns unerklärlich sind. Lediglich gutes, d.h. meist klares und absolut windstilles Wetter und das Aufsuchen des Waldes etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang oder eine Stunde nach Sonnenuntergang bieten eine größere Chance ihn zu hören. So vergehen manchmal Tage des Misserfolgs, bis er sich mal wieder meldet und seine Existenz beweist und mindestens genau so oft findet man ihn überhaupt nicht. Aus diesen, an unterschiedlichen Tagen gewonnenen Erkenntnissen, lässt sich ein Bewegungsprofil des Vogels erstellen und mit viel Glück findet man auch die Bruthöhle in einer Fichte oder Kiefer.

In Absprache mit den Landesforsten oder privaten Waldbesitzern werden potenzielle Brutbäume dann als Biotopbäume gekennzeichnet und bei anstehenden Durchforstungen berücksichtigt.

Als Gebietsbetreuer sollte man idealerweise in räumlicher Nähe seines Gebiets wohnen, so oft wie möglich seinen zugewiesenen Wald aufsuchen können, über ein Kraftfahrzeug verfügen, mit dem man durch den Wald fahren kann und mit dem man auch eine Leiter transportieren kann. Der Gebietsbetreuer der Artenschutzgruppe Sperlingskauz ist gleichzeitig Gebietsbetreuer Raufußkauz und dieser Vogel nimmt anders als der Sperlingskauz sehr wohl unsere ausgebrachten Nisthilfen an. Im Mai bis Mitte Juni werden alle Nistkästen und bekannten Nisthöhlen per Baumhöhlenkamera kontrolliert und im Oktober bis Dezember müssen alle Nistkästen gereinigt und für die kommende Brutsaison vorbereitet werden. Sollten Sie sich für diese Aufgabe interessieren und Sie das Anforderungsprofil nicht abschrecken, rufen Sie mich gerne an. Sie werden belohnt mit unvergesslichen Naturerlebnissen.

Kontakt

Christian Nickel

Tel. 0 173 611 577 2
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