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Der Bruterfolg von Steinkäuzen ( Athene noctua) in unterschiedlichen Nistkästen in Dithmarschen/ Schleswig-Holstein (S-H)

von Georg Kaatz

Die langjährige Untersuchung von ZIESEMER belegt, dass noch in den frühen 1970er Jahren der Steinkauz (SK) das gesamte Land flächendeckend besiedelte. Er wies darauf hin, dass der Kauz in S-H aufgrund der nur in geringer Anzahl vorhandenen Baumhöhlen überwiegend in Gebäuden brütet. Diese Situation hat sich natürlich in den nachfolgenden Jahrzehnten nicht verändert. Heute werden größere Vorkommen nur noch in zwei Landkreisen nachgewiesen, es ist aber weiterhin von einer, wenn auch geringen, landesweiten Besiedlung dieser Art auszugehen, da immer wieder Sichtbeobachtungen aus anderen Kreisen gemeldet werden.

Gemäß dem bundesweiten Trend wurden dieser kleinen Eulenart in S-H in den frühen 1990er Jahren Nistkästen in Bäumen angeboten. Bei den Kontrollen im Juni wurden immer wieder ungenutzte Baumnistkästen vorgefunden obwohl ein Paar, belegt durch Gewölle- und Federfunde sowie Sichtbeobachtungen der Bauern, diesen Standort besiedelte. Zuweilen fanden sich in den Gebäuden Jungvögel zwischen locker aufgeschichteten Strohballen oder unter den sogenannten Doppeldächern. Anfang des neuen Jahrhunderts wurden in meinem Betreuungsgebiet 13 in Dithmarschen daher erstmalig Hausnistkästen installiert. Diese, ähnlich wie die Schleiereulen-Nisthilfen montierten Kästen mit direktem Ausflug ins Freiland, wurden in den meisten Fällen gleich im ersten Jahr angenommen. Zumeist wurden nicht beringte Altvögel in diesen Kästen vorgefunden, ein Hinweis auf weitere unbekannte Hausbruten, denn alle in den Baumnistkästen aufgezogene Jungvögel waren beringt worden. Auch bei Steinkäuzen ist von einer Prägung auf den elterlichen Brutplatz auszugehen. Mittlerweile gibt es in den dithmarscher Bearbeitungsgebieten zwei unterschiedliche „Steinkauztypen“: baumbrütende- und in Gebäuden nistende Käuze. Daher werden den SK bei Neuinstallationen in Dithmarschen seit 2005 von vornherein jeweils beide unterschiedlichen Nistkastentypen angeboten; alte Baumstandorte, überwiegend in meinem Bezirk, werden entsprechend nachgerüstet. Landesweit wurden 50 (37%) der 136 Bruten in 2019 in Hausinnen-Nistkästen vorgefunden.

In den anderen Landkreisen in S-H hängen weiterhin überwiegend Baumnistkästen, den Gebäudebrütern wird dort nur sporadisch eine Haus-Nisthilfe zugestanden. Die Montage eines Hausinnenkastens bei einem Bekannten in Mittelholstein führte dazu, dass ich in den vier Folgejahren an diesem Standort 13 Jungvögel beringen konnte. Nach der Auswilderung von drei SK in Nordfriesland im Jahre 2015 brütet im nachfolgenden Jahr ein Pärchen in einer Hausnisthilfe. In diesem vom zuständigen Betreuer nicht mardersicher installierten Kasten wurde das Weibchen auf dem Gelege getötet. Im nachfolgenden Jahr fand wiederum eine Brut statt; das tote Weibchen wurde durch einen neuen, unberingten Brutvogel ersetzt; dieser neue Brutpartner stammt sicherlich aus einer unbekannten Hausbrut in Nordfriesland.

Auch finden sich im Lande verwaiste Schleiereulenkästen die dem Steinkauz als Brutplatz dienen. Da in meinem Bearbeitungsgebiet vermehrt Dohlen die leerstehenden Schleiereulenkästen zur Brut nutzen, habe ich eine Steinkauzreduzierung entwickelt die direkt hinter dem Einflugloch des Schleiereulenkastens eingebaut werden kann. Danach können keine Dohlen, naturgegeben aber auch keine Schleiereulen den Kasten mehr nutzen; einzig dem Steinkauz bleibt die Brut nicht verwehrt. Bei einem Anstieg der Schleiereulenpopulation kann durch das einfache Entfernen der Sperre mittels zweier Schrauben der alte Zustand wieder hergestellt werden. In 2016 wurden sechs solcher Schleiereulenkästen umgerüstet. In 2019 wurden keine Dohlen- aber vier Steinkauzbruten in diesen mit einem verkleinerten Eingang versehenen Kästen vorgefunden. Durch die hohe Anbringung der Dohlensperre wird zudem gewährleistet, dass nur flugfähige Jungvögel den Nistbereich verlassen können (Abb. 1):

SE Reduzierung Dohlensperre

Abbildung 1: junge SK in Schleiereulen-Nisthilfe mit Reduzierung/Dohlensperre (Foto: Kaatz)

Die Belegung der Nistkästen in Dithmarschen gestaltet sich deutlich unterschiedlich; aufgrund des massiven Anbringens von Baumnistkästen in meinem Bezirk hat sich die Baumbrüter-Population hier wesentlich besser entwickelt als der in menschlichen Gebäuden brütende Bestand. In den anderen vier Kreisbereichen, hier wurden seit 2005 an allen Standorten zu gleichen Teilen beide Nistkastenarten montiert, halten sich die Anzahl von Baum- und Gebäudebrütern in etwa die Waage. Insgesamt wurden in Dithmarschen über 1000 Nisthilfen an 549 Standorten montiert. Allein in den drei Dichtezentren südl. Dithmarscher Marsch(H. JUNG), südl. Dithmarscher Geest (T. NUMMSEN) und nördl. Dithmarscher Geest (G. KAATZ) wurden in den letzten Jahrzehnten über 400 Standorte mit Nistkästen versehen. 86 ( 63%) der landesweit bekannten 136 Bruten fanden sich in 2019 in diesen drei jeweils ca. 300 qkm großen Gebieten.

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Abbildung 2: Anzahl der erfolgreichen Baum (n=47)- u. Hausbruten (n=39) in den fünf Bezirken Dithmarschens 2019

Eine Auswertung der Beringungsdaten (Abb. 3) in den Jahren 2015-17 meines Bezirkes offenbarte, dass die Ausflugquote in den Hausinnenkästen (d=2,55) um 40% höher war als in den Baumkästen (d=1,82).

 Baum Haus Geb 13

Abbildung 3: durchschn. Bruterfolg in Baum- (n=95) u. Hausnisthilfen (n=31) im Bezirk 13

Das ist vor allem auf Störungen bei der Brut und in der Jungenaufzuchtzeit zurückzuführen. An einem mit Kamera versehenem Baumkasten konnten sowohl diverse Arten Klein-, Raben- als auch Greifvögel außerdem karnivore Beutegreifer festgestellt werden. Dringen auch nicht alle in die Brutröhre ein, so stellen sie anscheinend doch ein großes Störungspotenzial dar. Bedingt durch den extra verkleinerten Eingangsbereich bei den Hauskästen können hier nur kleine Singvögel (Sperlingsvögel / Stare) den Kasten besetzen; diese Arten können bei Bedarf leicht vom SK verdrängt werden. Den Dohlen bleibt der Eingang auf Grund ihrer Größe verwehrt.

In den letzten drei Jahren konnten in meinem Bearbeitungsgebiet 95 Baumbruten festgestellt werden. Davon endeten 33 mit einem Brutabbruch (35 %). Von 31 Hausbruten im gleichen Zeitraum wurden 30 erfolgreich abgeschlossen (97%).

 5 JUV in großen IK

Abbildung 4: junge SK in Hausinnenkasten (Foto: Kaatz)

Das zeigt eindeutig, dass durch die Montage von artgerechten Hausinnenkästen der Bestand deutlich gestärkt werden kann. Mittlerweile wird auch ein Nistkasten erprobt (Abb. 5) der sich mit einem Brutraumvolumen von 54 Litern (fast dem doppelten Inhalt der bisher üblichen Kästen) an holländischen Modellen orientiert. Ein weiterer Vorteil neben der Größe, ist die Unterkante des Flugloches, die sich 22 cm über dem Bodenniveau befindet; so müssen die Jungvögel schon fast flugfähig sein ehe sie den Nistkasten verlassen können.

Neben den 10 Brutpaaren in Dänemark handelt es sich bei den geschätzten 250 SK-Paaren in S-H um den nördlichsten Bestand des europäischen Verbreitungsgebietes. Aus diesem Grunde und damit evtl. auch zur Auffrischung des dänischen Bestandes sollte alles getan werden um die Population zu sichern und zu fördern. Die finanzielle Unterstützung durch das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) sichert, dass wir auch weiterhin in der Lage sein werden offensiv zu agieren. Geeignete Bauernhöfe können im Vorwege mit Nistkästen bestückt werden um den wandernden Jungvögeln optimale Startbedingungen zu ermöglichen. Das ist natürlich mit viel Engagement verbunden, im Echten Norden ist in dieser Beziehung noch Luft nach oben....

Literatur

ZIESEMER. F (1981): Zur Verbreitung und Siedlungsdichte des Steinkauzes in Schleswig-Holstein Zool. Anz. 207:323-334