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SOE in der Eulenwelt 2022

Die Sumpfohreule in Schleswig-Holstein
• Ein Beobachtungsprofil und eine Aufgabe für die Zukunft.

Foto (C) M. Kühn Foto (C) M. Kühn
Die Eulenart mit den anspruchsvollen Habitatsansprüchen und dem ausgesprochen vagabundierenden Verhalten wird das ganze Jahr über in Schleswig-Holstein beobachtet. Ihre Lebensweise unterscheidet sie deutlich von den anderen Eulenarten. Anstatt auf Bäumen oder in Gebäuden brütet die Sumpfohreule auf dem Boden. Wie ihr deutscher Name vermuten läßt, bevorzugt sie Sümpfe oder Moore. In Schleswig-Holstein findet man sie aber auch in den Dünen der Nordseeinseln und in naturbelassenen Flussniederungen. Ihre Hauptnahrung sind Mäuse oder auch Kleinvögel. Außerhalb der Brutzeit (Mitte März – Juni) zieht sie über große Entfernungen. Häufiger als andere Eulen ist die Sumpfohreule auch während des Tages aktiv. Dieses Verhalten und das Massenaufkommen in besonders reichhaltigen Mäusejahren (Einflugjahren) tragen zu umfangreichen Beobachtungen bei. Sie zählt mit über 2.000 Sichtungen bei ornitho.de in den letzten Jahren sicher zu den bekanntesten Eulenarten. Bei den außerhalb der Brutzeit in Schleswig-Holstein gemeldeten Beobachtungen handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um Wintergäste aus den skandinavischen Populationen, und es kann vermutet werden, dass bei einem günstigen Nahrungsangebot ein Teil der Wintergäste im Land bleibt. Die Sumpfohreule gehört trotz des häufigen Auftretens als Brutvogel in SH zu den zehn am stärksten gefährdeten Arten und werden auf der „Roten Liste“ der Brutvögel in Schleswig Holstein entsprechend eingruppiert.
„Gruppe 2. Arten, die erheblich zurückgegangen oder durch laufende bzw. absehbare menschliche Einwirkungen erheblich bedroht sind. Wird die aktuelle Gefährdung der Art nicht abgewendet, wird sie voraussichtlich in die Kategorie „Vom Aussterben bedroht“ aufrücken. Die Bestände dieser Arten sind dringend durch geeignete Schutz- und Hilfsmaßnahmen zu stabilisieren, möglichst aber zu vergrößern. Dies gilt insbesondere dann, wenn in Schleswig-Holstein eine besondere nationale Verantwortung für die Erhaltung der betreffenden Art in Deutschland besteht. Diese Arten haben in Schleswig-Holstein in nahezu allen Teilen ihres Areals deutliche Bestandsverluste zu verzeichnen. Wenn Gefährdungsfaktoren und -ursachen weiterhin einwirken und Schutz- und Hilfsmaßnahmen nicht unternommen werden bzw. wegfallen, kann dies das regionale Erlöschen der Brutbestände zur Folge haben.“
Quelle: Die Brutvögel Schleswig-Holsteins Rote Liste 2010-Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (MLUR)

Abb. X: KARTE Konzentrierte Sichtungen 2010-2020 Quelle: ornitho.de / myMaps
In dieser Übersicht ergeben sich einige interessante Regionen mit auffällig häufigen Beobachtungen. Es handelt in erster Linie um die Küstenregionen und Inseln an der Nordsee sowie einige Gebiete an der Ostsee. Es gibt aber auch eine Vorliebe für Flußniederungen (Elbe, Eider, Treene, Stör, Hörner-Au, Miele) sowie für Moore und Feuchtgebiete. Sicher ist, dass einige Eulen als Wintergast sich zum Brüten entscheiden, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind.

Abb. X: KARTE mögl. Bruten 1960-2020 Quelle:ornitho.de/ myMaps
In Schleswig-Holstein ist die Art also nicht flächendeckend vertreten, sondern kommt nur zerstreut, dem jeweiligen Nahrungsangebot folgend vor, sodass die Brutdichte dieser Art sehr großen Schwankungen unterworfen ist. Genauere Bruterfolge und weitere Informationen sind unzureichend. Sicher sind bisher nur Bruten auf Amrum und anderen nordfriesischen Inseln sowie an der Ostsee bzw. Eider/Treene/Sorge. Ist dort ansetzen, um Lebensräume zu gestalten?


Foto: H.Müller Foto: H.Müller
Wie gelingt es hier, attraktiven Lebensraum für diese Art in SH zu schaffen? Und zwar nicht nur in bereits oben beschriebenen „Einflugjahren“, zumal damit gerechnet wird, dass die Abstände der Mäusejahre immer länger werden (1990, 1993, 2003, 2012, 2019).
Eine recht schnell umzusetzende Möglichkeit wäre die Einbindung in den bereits erfolgreichen Wiesenweihen- bzw. Wiesenvogelschutz, da die Lebensraumansprüche der Eule stark diesen Vögeln ähneln. Wenn Sumpfohreulen in landwirtschaftlich genutzte Gebiete wie Mähwiesen oder Getreidefelder ausweichen, werden während der Mahd beziehungsweise Ernte sehr viele Bruten zerstört. Naturschützer richten nach Möglichkeit, in Absprache mit dem örtlichen Landwirt, eine Schutzzone im Radius von rund 40 m bzw. einer Fläche von 70 X 70 m um den Brutplatz ein, welche erst nach Ausfliegen der Jungeulen gemäht wird.
Der Verzicht auf intensive Flächennutzung wird der Eule in Zukunft mehr Chancen einräumen. Die Renaturierung und Wiedervernässung von Mooren und Sümpfen spielen sicherlich eine wichtige Rolle, wobei der Vogel diese speziellen Landstriche nicht zwangsläufig benötigt.
Ein Netzwerk aus den unterschiedlichsten Natur- und Artenschutzverbänden sollte das Projekt komplettieren. Und natürlich unser Verein, der mit entsprechenden Maßnahmen ( Aktion und Koordination) sich diesem Thema verstärkt annehmen wird.
Auszug Artenschutzauftrag LVE:
„Auch die Brutplätze der Schleiereule, des Steinkauzes und des Raufußkauzes werden gesichert sowie entsprechende Monitoringprogramme durchgeführt. Die übrigen drei Eulenarten (Waldkauz, Waldohreule und Sumpfohreule) sollen durch Biotopschutzmaßnahmen gesichert werden.“
Quelle: Artenschutzauftrag Landesverband Eulenschutz e.V.

Foto: Ralf Ratzmer
Fast jedes Jahr sterben Sumpfohreulen durch das Verfangen in einlitzige Weidezäunen. Diese Gefahr ließe sich mit Markierung z.B. durch „Flatterband“ verhindern. Eine Biotopschutzmaßnahme, die leicht und effektiv zur Arterhaltung beiträgt.

Foto H. Müller

Als Mitglied und Gebietsbetreuer des Landesverband Eulenschutz in Schleswig-Holstein möchte ich das Thema Artenschutz und Biotopschutzmaßnahmen für die Sumpfohreule in Schleswig-Holstein aufnehmen und zum festen Berichtsthema in unserem Verband machen. Ich bitte alle Interessierten, sich zu diesem Thema gerne an meine Kontaktdaten auf der Homepage oder der „Eulen Welt“ zu wenden.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Herrn Klaus Jödicke und Herrn Hilger Lemke für den spannenden Bericht nach dem letzten Einflugjahr der Sumpfohreule in Schleswig-Holstein 2019 in der „Eulen Welt“ 2020, der maßgeblich meinen Einsatz motiviert hat.
Dank natürlich auch an alle Daten- und Fotolieferanten zur Freigabe für diesen Artikel.


Foto: Klaus Günther

Quellen:
Theodor Mebs, Wolfgang Scherzinger: Die Eulen Europas. Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-07069-7
MANNES, P. (1986): Sumpfohreule – Asio Flammeus. In: Zang, H.&H. Heckenroth (Hrsg.) : Vögel Niedersachsens und des Landes Bremen. Natutsch. Landschaftspfl. Niedersachs. B. H. 2.7: 88-92
Bericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft 2019 SOE (Asio Flammeus) Seite 20 JEROMIN & KOOP
https://de.wikipedia.org/wiki/Sumpfohreule Bestand, Bestandsentwicklung und Gefährdungsursachen, Seite 13 von 16.
Artenschutzauftrag Landesverband Eulenschutz e.V.