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SOE in der Eulenwelt 2023

Die Sumpfohreule in Schleswig-Holstein

Abb.1 Sumpfohreule in Dithmarschen Foto: Ralf Ratzmer

Wie in meinem Artikel in der letzten Eulenwelt angekündigt, gibt es wieder über das Thema Sumpfohreule zu berichten. Im Jahr 2022 hat es wieder viele spannende Geschichten über
diese Eule in Schleswig-Holstein gegeben. Wer diesen Vogel tagsüber in seinem Jagdrevier beobachten durfte, wird sich der Faszination nicht entziehen können (Abb. 1). Auch wenn ein Brutnachweis nur schwer gelingt und das Auffinden eines Geleges reine Glückssache ist,
so bietet auch das Winterhalbjahr die Gelegenheit, die Sumpfohreule als Wintergast in unserem Bundesland anzutreffen. Und mit viel Glück entschließt sich der eine oder andere Vogel im nächsten Frühjahr hier zu bleiben und zu brüten. Voraussetzung hierfür ist eine entsprechende Nahrungsgrundlage und das ein geeignetes Habitat. Und genau hierfür können wir Artenschützer etwas tun. Meiner Meinung nach bietet Schleswig-Holstein auch außerhalb der bekannten Lebensräume an der Küste, auf den Inseln und Halligen und auf dem Festland zusätzlich ausgezeichnete Nistmöglichkeiten.
Wer die lokale Presse verfolgt, stößt aktuell sehr oft auf Artikel über Regenerationsprojekte von Mooren.

Dort, wo Moore vernässt werden, können auch Lebensräume für die Sumpfohreule entstehen.

Immerhin bestehen 10% der Landesfläche aus Mooren. Von diesen 145.000 ha sind mehr als 100.000 ha entwässert und landwirtschaftlich genutzt. Dies entspricht rund 26% des genutzten Grünlandfläche in Schleswig Holstein, die laut Agrabericht einen Flächenumfang von 313.900 ha aufweisen.
(Quelle: Veröffentlichungen des Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig Holstein (LLUR), Hamburger Chaussee 25, 24226 Flintbek NEU ab 01.01.2023: LfU -Landesamt für Umwelt bzw. LLnL - Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung: „Moore in Schleswig Holstein Multitalente der Landschaft“;
„Moorschutz – Naturschutz“; „Moore ins Schleswig Holstein“; „Potentiale und Ziele zum Moor- und Klimaschutz“; „Gute fachliche Praxis der Bewirtschaftung von Moorböden“)

(Quelle: Ministerpräsident Daniel Günther Interview mit NDR1 Welle Nord 28.11.2022).

Ich sehe in diesem Zusammenhang eine großartige Möglichkeit für die Sumpfohreule optimale Habitate zu schaffen. Da der Vogel nicht auf Nisthilfen angewiesen ist, da er auf dem Boden brütet, konzentriert sich der Arten- und Habitatschutz auf den Gelegeschutz. Bei Brutverdacht besteht die Möglichkeit die Mahd zu unterbrechen bzw. zu verschieben. Meine Beobachtungen haben eine weitere leicht umzusetzende Maßnahme ergeben. Der männliche Altvogel bevorzugt gerne einzeln stehende Zaunpfähle in der Nähe des brütenden Weibchens als Ansitzwarte. Leider wird das bei vielen dem Naturschutz überlassenen Mahd- oder Mulchweiden nicht beachtet. Das nachträgliche Aufstellen einzelner Zaunpfähle ist weder kostspielig noch aufwendig.
Im Jahr 2022 wurden in Schleswig-Holstein 16 Brutpaare gemeldet. Das Einflugjahr 2019 mit 120 Brutpaaren in Schleswig-Holstein konnte wie bereits in den Jahren 2020 und 2021 nicht gehalten werden.
Die Beobachtungsmeldungen der Sumpfohreule zwischen April und Juli auf ornitho.de sind nicht immer ein Hinweis auf Bruten. Es kann sich ebenso um spät umherstreifende Zugvögel oder Exemplare handeln, die nur den Sommer in Schleswig-Holstein verbringen (Nichtbrüter). Die Übersicht der gemeldeten „möglichen/wahrscheinlichen“ Bruten unterscheidet sich deshalb auch ziemlich stark von der Dokumentation der „sicheren“ Bruten in Schleswig-Holstein (Abb. 2).

Abb. 2: Beobachtungsmeldungen der Sumpfohreule im Jahr 2022 mit unterschiedlichen Brutzeitcodes auf www.ornitho.de
Als sichere Brut wird nur gezählt, wenn es mehrfach und wiederholt
a) zu Beobachtungen von Balz- und Revierverhalten,
b) zu Beobachtungen vom Ansitz des Männchens auf den gleichen Warten,
c) zu Beobachtungen von Nahrungseintrag bzw. Übergabe,
d) zur Entdeckung von Gelegen und Beobachtung von Jungvögeln
gekommen ist.
In Schleswig-Holstein gibt ein deutliches West-Ost-Gefälle. Die Nordseeküste (incl. Inseln und Halligen), das Elbvorland sowie die Marschen bieten gegenüber der Ostseeküste die besseren (Lebens-) Bedingungen. Trotz regelmäßiger Winterbeobachtungen ist 2022 keine Brut im östlichen Teil des Bundeslandes nachgewiesen worden.
Viele Sumpfohreulenbeobachtungen wurden 2022 in Dithmarschen gemacht und mit 11...
Die meisten Sumpfohreulen wurden 2022 in Dithmarschen beobachtet und mit 11 Brutpaaren konnte ein ganz außerordentliches Ergebnis dokumentiert werden. Es handelt sich speziell um das Gebiet Miele- und Windberger Niederung mit Zentrum „Ehemaliger Fuhlensee“.
Zum Glück ist ein Großteil der Flächen in der Miele- und Windberger Niederung im Besitz der Stiftung Naturschutz. Es waren aber dennoch aufregend kurzfristige Aktionen nötig, um Flächen zu sichern, die morgens gemäht werden sollten, auf denen am Abend vorher noch ein Beuteeintrag des Altvogels beobachtet wurde. Die intensive Zeit vor Ort führte zu wichtigen Erkenntnissen und Erfahrungen über die Lebensgewohnheiten dieser Art in Schleswig-Holstein.
Auf dem nordfriesischen Festland konnte eine gesicherte Brut in der Südermarsch bei Husum festgestellt werden. Wahrscheinliche Bruten gab es am Gotteskoogsee bei Niebüll und in der Hattstedter Marsch. Mehrere mögliche Bruten (u.a. Katinger Watt / NSG Grüne Insel bei Tönning) konnten nicht weiterverfolgt werden. Auf Amrum ist die Sumpfohreule mehrfach bei Norddorf beobachtet worden. Weitere Brutzeitdaten über die Nordfriesischen Inseln liegen nicht vor.
Bei der Sumpfohreulenmeldung im April am Birknack/ Geltinger Birk handelte es sich offensichtlich noch um einen Wintergast. Aus dem langjährigen „Dichtezentrum“ der Sumpfohreule im Europäischem Vogelschutzgebiet der „Eider-Treene-Sorge-Niederung“ liegt dem Autor 2022 keine bestätigte Brut vor.
Die Brut 2019 in der Hörner Au-Niederung / Kreis Pinneberg ist ein Einzelfall geblieben. Das Gebiet wird intensiv von mir beobachtet. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 ist hier keine Sumpfohreule mehr beobachtet worden.
Auch im Europäischem Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ liegt keine Dokumentation oder Beobachtung einer erfolgreichen Brut 2022 vor.

Abb. 3: Sumpfohreule bei der Jagd. Foto: Ralf Ratzmer
Wintergastbeobachtungen gehören zur ersten Phase der Bestandsaufnahme der nachfolgenden Brutsaison. Wie bereits erwähnt, entschließen sich Wintergäste bei ausreichender Nahrung im März bis April mit dem Brutbeginn. Je mehr man also über die Standorte im Winter weiß, desto gezielter sind die Beobachtungen im Frühjahr anzusetzen.
Viele dieser Informationen lassen sich durch die Meldungen in ornitho.de abrufen. Doch nichts geht über den Experten vor Ort mit Erfahrung und Kenntnissen der lokalen Struktur. Deshalb entsteht landesweit ein Netzwerk von Biologen, Naturschützern, Ornithologen und freiwilligen Helfern, aus dem ich mir die entsprechenden Informationen über Beobachtungen, Brutverdacht, Durchzug etc. abrufe. Ich kann dabei oft auf eine ausgezeichnete Historie und profundes Fachwissen zurückgreifen. Weiterhin besteht bereits Kontakt nach Niedersachsen wo neben Schleswig-Holstein ebenfalls regelmäßig Bruten in Ostfriesland nachgewiesen werden können. Hier beschäftigt sich u.a. Stephan Kempfer z. B. mit den notwendigen Voraussetzungen der Vegetation an den Sumpfohreulen Nester.
Ich danke den vielen begeisternden Beobachtern für den Informationsaustausch und freue mich auf neue Nachrichten über das Leben einer bedrohten Vogelart in dem schönsten Bundesland.
Ralf Ratzmer
Landesverband Eulenschutz Schleswig-Holstein e.V.